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Auch bei Unternehmen, die SAP im Einsatz haben, ist bei der Berechnung der sogenannten Finanzierungslücke häufig ein erstaunliches Maß an „Pi mal Daumen“-Kalkulation anzutreffen. Und dies, obwohl erstens die Berechnung dieser wichtigen Liquiditätskennzahl  für viele Unternehmen elementar und zweitens eine valide Berechnung mit SAP NetWeaver BW einfach realisierbar ist.

Zunächst noch ein wenig Theorie und Hintergrundinformationen:

Was versteht eigentlich unter dem Begriff Finanzierungslücke bzw. Finanzierunglücke (in Tagen)?

Die Finanzierungslücke besteht aus drei Komponenten:

Lagerdauer (in Tagen), Debitorenlaufzeit (in Tagen) und Kreditorenlaufzeit (in Tagen).

Die Berechnung dieser Liquiditätskennzahl ist recht einfach:

Die Finanzierunglücke (in Tagen) ist gleich die Lagerdauer (in Tagen) zuzüglich der Debitorenlaufzeit (in Tagen) abzüglich der Kreditorenlaufzeit (in Tagen)

Der Fokus liegt also v.a. auf dem im Umlaufvermögen gebundenen Kapital und zwar auf den  Positionen Lagerbeständen und Forderungen sowie der Passiva-Größe Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (im Folgenden abgekürzt mit L+L).

Die Finanzierungslücke beschreibt also die Dauer in Tagen, die ein Unternehmen (oder Profit-Center oder Segment eines Unternehmens) durch kurzfristige Kredite überbrücken muss, um das operative Geschäft zu finanzieren.

Die Bedeutung für Unternehmen ist recht groß und geht oft mit dem Schlagwort „Working Capital Management“ einher. Bei allen aktuellen Studien renommierter Beratungshäuser wird das Thema aufgegriffen und steht auf der Aktivitätenliste der CFOs.

Doch wofür soll die Analyse der Finanzierunglücke (in Tagen) nun genau dienen?

Ziel dieser Analyse ist es, herauszufinden, wie stark sich die Kapitalbindung eines Unternehmens erhöht oder reduziert, wenn sich die Finanzierungslücke und deren Komponenten verändern. Angestrebt werden soll, so wenig Kapital in Umlaufvermögen zu binden wie möglich. Kundenrechnungen sollen zügig bezahlt werden und dadurch die Debitorenlaufzeit verkürzt werden. Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten sollen so spät wie möglich ausgeglichen werden. Das schont die Bankkonten und erhöht die Kreditorenlaufzeit. Die Mittelbindung beim Lagerbestand soll ebenfalls auf ein tragbares Minimum reduziert werden, um die Lagerdauer zu reduzieren. In Summe sollen also alle Laufzeiten so optimiert werden, dass die Finanzierungslücke einen möglichst niedrigen Wert einnimmt.

Aufgrund des Zusammenspiels betriebswirtschaftlicher Werteflüsse stellt sich rasch eine weitere Frage:

Welche Zusammenhänge gibt es noch zwischen der Finanzierungslücke und anderen Kennzahlen?

Die Kennzahl Finanzierungslücke impliziert ja bereits durch ihre Komponenten diverse Zusammenhänge, wie bspw. Umsatz, Materialaufwendungen, Forderungen, Verbindlichkeiten aus L+L und Vorräten. Hinzu kommen die daraus abgeleiteten Größen wie Working Capital und Net Working Capital. Interessant wird die Einbeziehung von möglichen Effekten auf das Zinsergebnis. Durch die Verwendung von geplanten Zinssätzen für kurzfristige Kredite und Anlagen kann so der zusätzliche Zinsaufwand oder –ertrag simuliert werden. Optimierungen beim Zinsergebnis wiederum tragen zur Verbesserung des Gesamtunternehmenserfolges bei.

Zu guter Letzt möchte ich Ihnen noch zwei realistische Szenarien aufzeigen, die sich mit dem Thema Finanzierungslücke beschäftigen.

Sie sind Controller des Profit-Centers Polymere im Segment Chemie eines deutschen Unternehmens und werden mit folgenden Fragen konfrontiert.

Szenario 1

Was passiert wenn Sie bspw. ihre Lieferanterechnungen im Durchschnitt einen Tag später bezahlen? Und welchen Effekt auf das Working Capital und dadurch auf das Zinsergebnis hat dieser eine Tag?

Szenario 2

Wie stark erhöht sich Ihre Debitorenlaufzeit und dadurch ihre Finanzierungslücke, wenn Ihre Forderungen um den Betrag x steigen? Ist dadurch Ihr Zinsergebnis noch im geplanten Korridor?

Realisieren lässt sich eine solche Sensitivitätsanalyse schon binnen Stunden bzw. in wenigen Beratertagen, vorausgesetzt Sie haben als Quellsystem ein SAP ERP-System und SAP NetWeaver BW (Releasestand 7.01 und höher) im Einsatz.