Heute ersetzt der Suchmaschinen-Gigant Google oft das klassische Lexikon. Wir twittern und posten jeden Tag. Wir generieren Daten, verlassen uns auf das Navi und telefonieren nur noch selten. Viel öfter verabreden wir uns über WhatsApp. Unsere Gesellschaft steckt längst mitten in der digitalen Transformation. Wir alle haben uns auf den Weg gemacht – nur über das Ziel der Reise sind wir uns nicht immer im Klaren. Unterschiedliche Generationen, Sicherheit und veränderte Strukturen – all das spielt eine Rolle. Viele Unternehmen stehen deshalb heute vor der Herausforderung, ihr Geschäftsmodell an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Mit der Veranstaltung „IT-Business meets Science“ beleuchten wir das Topthema der IT aus verschiedenen Perspektiven und Prof. Dr. Buxmann, Technische Universität Darmstadt, greift die wichtigsten Dinge in diesem Interview für uns auf. Warum und wie können Praxis und Wissenschaft voneinander lernen?

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Guten Tag Herr Prof. Dr. Buxmann, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview nehmen. „IT-Business meets Science“ verbindet zwei unterschiedliche Bereiche. Warum ist es so wichtig, zwischen den beiden Perspektiven eine Brücke zu bauen?

buxmann2015_300dpiWeil beide Perspektiven – sowohl die der Praxis als auch die der Wissenschaft – voneinander profitieren können. Gerade das Thema der digitalen Transformation beschäftigt beide Gruppen gleichermaßen. In diesem Kontext wird es wichtig sein, die eigene Perspektive zu verlassen und sich einen breiten Blick auf die aktuellen Veränderungen zu verschaffen. Nur dann kann es gelingen, diesen umfangreichen Transformationsprozess erfolgreich zu bewältigen.

Was zeichnet „IT-Business meets Science“ als Veranstaltung aus? Warum lohnt sich die Teilnahme?

Im Rahmen der Veranstaltung betrachten wir eines der einflussreichsten Themen der letzten und nächsten Jahre – die Digitalisierung – aus verschiedenen Blinkwinkeln und helfen dabei, Orientierung zu finden. Dabei kommen verschiedene Speaker aus der Praxis, z.B. von Google und Twitter, aber auch Experten aus der Wissenschaft zusammen, wie Prof. Dr. Johannes Buchmann, einer der weltweit führenden IT-Sicherheitsexperten.

Außerdem wird mit Herrn Dr. Schmidt ein weiterer Spezialist aus dem Bereich der Digitalisierung hinzukommen, der sich seit geraumer Zeit mit digitalen Geschäftsmodellen befasst. Dank der hohen Expertise unserer Referenten können die Gäste der Veranstaltung daher nachhaltig von den Vorträgen und den darin vermittelten Inhalten profitieren. Zudem besteht die Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen, z.B. auch mit unseren Studierenden. 

In diesem Jahr geht es um die „Digitale Transformation“ und um „digitale Geschäftsmodelle“. Wie hängen die beiden Kernthemen zusammen?

Viele Unternehmen sind lange Zeit davon ausgegangen, dass die Digitalisierung vor allem andere Unternehmen und Branchen betrifft. Das können wir sogar mit Daten belegen. Doch nach und nach hat sich herausgestellt, dass die Auswirkungen der Digitalisierung eigentlich jeden betreffen und dass sich kaum ein Unternehmen diesen Entwicklungen entziehen kann. Vor diesem Hintergrund stehen viele Unternehmen nun vor der Herausforderung, wie sie ihr Geschäftsmodell den neuen Rahmenbedingungen entsprechend anpassen können. 

Wir sprechen also von fundamentalen Veränderungen in der Gesellschaft. Welche Situationen fallen Ihnen persönlich ein, die diese Veränderungen deutlich machen?

Mir fallen hier besonders solche Industrien ein, die im Rahmen der Digitalisierung bereits auf den Kopf gestellt wurden. Sprechen wir beispielweise über Uber und die Taxibranche oder AirBnB und die Hotelbranche. Wir sehen hier jeweils zwei Wirtschaftsbereiche, die über Jahre stabil von bestimmten Unternehmen dominiert wurden und die nun in einer extremen Geschwindigkeit weitreichende Veränderungen erfahren haben. AirBnB besitzt kein einziges Hotel, Uber keine Taxis und trotzdem haben diese Unternehmen mittlerweile einen Wert, der die etablierten Unternehmen um Weiten übertrifft. Gesellschaftlich ist zudem das Phänomen „Phubbing“ weit verbreitet, das wir täglich beobachten können. Der Begriff „Phubbing“ beschreibt die Angewohnheit, sich mit dem Smartphone zu beschäftigen, während man die Menschen, mit denen man gerade gesellschaftlich verkehrt, vernachlässigt.

Ich möchte Ihnen an dieser Stelle auch ein Beispiel nennen: Den Einzelhandel. Was verändert eine sich digitalisierende Gesellschaft am Kaufverhalten des Kunden?

Auch hier wird der Wettbewerb zunehmend härter. Obwohl der Einzelhandel schon einige Jahre mit der steigenden Beliebtheit von Online-Händlern zu kämpfen hat, schaffen es Unternehmen wie Amazon oder Zalando immer besser, Kunden an sich zu binden und ihr Angebot zu erweitern. Gerade Amazon bietet durch die Analyse und Verwendung von umfangreichen Datenmengen viele Empfehlungen an, die dem Kunden das Leben nachhaltig erleichtern. Diese Vorteile sind natürlich gegen die berechtigten Privatsphäre-Sorgen der Nutzer abzuwägen.

Wie wirkt es sich beispielsweise in der Finanzindustrie aus?

Hier gilt immer mehr, dass Finanzdienstleistungen natürlich gebraucht und nachgefragt werden, diese aber nicht notwendigerweise von der klassischen Bank, Sparkasse oder Volksbank erbracht werden müssen. So werden die klassischen Geschäftsmodelle der Banken durch kleine Fintechs angegriffen und – vielleicht für die traditionellen Banken noch gefährlicher – von Dienstleistungen, die von Unternehmen wie Apple oder Google angeboten werden, bedroht.

Immer wieder stolpern wir über Google, Twitter, Facebook & Co – was verändert sich im Bereich Marketing?

Das Marketing wird immer datengetriebener. Unternehmen wie Facebook können Nutzer auf einer unglaublich detaillierten Ebene adressieren. Das zeigt sich insbesondere an den letzten operativen Ergebnissen, die beispielsweise Google und Facebook vorgelegt haben. Auch der Herausforderung, Werbung auf mobilen Endgeräten zu integrieren, begegnen diese Unternehmen mittlerweile immer besser.

Allerdings ist gerade in Deutschland zu sehen, dass viele Nutzer mit den Geschäftsmodellen von Google und Facebook eigentlich nicht einverstanden sind. Daher widmen wir uns in verschiedenen Projekten der Frage, wie der ökonomische Wert von Daten bestimmt werden kann und welche Privatsphäre-freundlichen Geschäftsmodelle möglich sind. 

Mit welchen Referenten greifen Sie diese Themen in der Veranstaltung auf und was zeichnet die Vorträge aus?

Es wird insgesamt vier Vorträge geben:

  • „Langfristige Cybersicherheit“ von Prof. Johannes Buchmann (TU Darmstadt)
  • „The Power and the Problem of Now – Live ist das neue Geil!“ von Panos Meyer (Twitter)
  • „Geschäftsmodelle der digitalen Ökonomie“ von Dr. Holger Schmidt (Focus Magazin)
  • „Der Nutzer steht an erster Stelle – alles Weitere folgt von selbst“ von Lutz Mache (Google)

Einmal zusammengefasst: Was geben Sie Ihren Besuchern mit auf den Weg und welche Punkte machen „IT-Business meets Science“ als Veranstaltung so besonders?

Ich denke, dass die Veranstaltung eine tolle Gelegenheit bietet, sich mit digitalen Geschäftsmodellen und den zugehörigen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Dabei ist besonders die Kombination von Wissenschaft und Praxis spannend, auch vor dem Hintergrund, dass unsere Studierenden oft näher an den aktuellen Entwicklungen dran sind als Unternehmen.

Herr Prof. Dr. Buxmann, vielen Dank für dieses Interview!

Am 13. Oktober dreht sich an der Technischen Universität (TU) Darmstadt alles um die Digitalisierung. Bereits zum fünften Mal treffen sich IT und Wissenschaft und schlagen eine Brücke zwischen zwei auf den ersten Blick unterschiedlichen Perspektiven. Mit spannenden Vorträgen und Einblicken in die Praxis bieten der Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik und die Fujitsu TDS GmbH Digitalisierung aus allen Perspektiven. Weitere Informationen zur Veranstaltung erhalten Sie auf der Internetseite des Veranstalters. Freuen Sie sich auf hochkarätige Referenten von Google, Twitter und dem FOCUS Magazin sowie auf Beiträge der TU Darmstadt – wir freuen uns auf Ihren Besuch.