Jeden Tag müssen wir uns entscheiden – manchmal sind viele Menschen von unseren Entscheidungen abhängig, manchmal betreffen Sie nur uns allein. In jedem Fall folgt auf unsere Wahl jedoch eine Konsequenz und im Fall des ehemaligen FIFA-Schiedsrichters Dr. Markus Merk hieß diese oftmals: Sieg oder Niederlage. Seine Entscheidungen bewegten eine ganze Nation. Was aber hat der Job des Schiedsrichters mit der IT zu tun? Wie passen Sport und Wirtschaft zusammen? Was Fußball und IT tatsächlich gemeinsam haben, erklärte uns Merk gestern in seiner Keynote „Sich(er) entscheiden: Was Sie von einem FIFA-Schiedsrichter für Ihren persönlichen Entscheidungsstil lernen können“ – die Sie übrigens hier bei Periscope (Link leider nicht mehr verfügbar) noch einmal ansehen können.

Fußball avanciert im Zuge der Europameisterschaft zum Thema Nummer 1 in Deutschland und unsere Elf begegnet uns täglich in den Medien. Gerade erst gestern absolvierte die Deutsche Mannschaft einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Europameister mit einem 1:0 Sieg gegen Nordirland. Deutschland sicherte sich damit den Gruppensieg in der Gruppe A und wir hoffen weiter auf ein spannendes Finale mit dem deutschen Team im Stade de France. Ganze 81.338 Menschen passen in das größte Stadion Frankreichs, in dem die Finalisten am 10. Juli um den ersehnten Titel kämpfen werden.

Wie kaum ein anderer Sport weckt Fußball Emotionen und auch in der brisanten Finalpartie liegt die Bestimmung von Sieg und Niederlage nicht nur bei den Spielern, sondern auch bei den Schiedsrichtern. Oft bekam Dr. Markus Merk von Journalisten die entscheidende Frage gestellt: Wie schaffen Sie es, mit dem ständigen Druck und der ständigen Kritik umzugehen? Der ehemalige Schiedsrichter weiß aus Erfahrung, dass genau diese Entscheidungen in eine bestimmte Kategorie gehören: Sie können einen umwerfen. In seinen insgesamt 393 gepfiffenen Fußballpartien hat der ehemalige FIFA-Schiedsrichter vor allem Eins gelernt  – und das brachte er gestern mit den Worten von Winston Churchill auf den Punkt:

Es kann im Leben passieren, das man hinfällt. Unverzeihlich ist es, wenn man liegenbleibt!

Ständig musste Merk dem Druck der Masse standhalten, Entscheidungen revidieren, Spannungsfelder lösen und Regeln umsetzen. Egal, was andere von diesen Regeln hielten. Mit einem Schmunzeln bezeichnete sich Merk gestern als „Spaßbremse aus der Pfalz“. Ganz aus der Luft gegriffen scheint dieser Begriff nicht, denn oft genug muss ein Schiedsrichter seine Entscheidungen verteidigen und rechtfertigen – genauso wie eine Führungskraft im Berufsleben. Vor einem Irrtum können sich weder Unternehmen noch Fußballer auf oder neben dem Spielfeld schützen. Eine Fehlentscheidung im Fußball bedeutet den Verlust des Images sowie ein rhetorisches Duell mit Spielern und Fans. Auf der wirtschaftlichen Ebene kommt die finanzielle Komponente noch hinzu. Ob Rasen oder Büro: Im Berufsleben, gerade in Führungspositionen, begegnen wir mitunter denselben Herausforderungen und genau deshalb können wir vom Fußball eine Menge lernen. Mit Herausforderungen, so schätzte Dr. Markus Merk, kenne er sich schließlich ganz gut aus. Wie hat der ehemalige Schiedsrichter sie während seiner aktiven Zeit gemeistert? Für den Erfolg beherzigt Merk vor allem fünf Dinge, die er den Besuchern der Fujitsu World Tour 2016 in Stuttgart in seiner Keynote gerne mit auf den Weg gab.

Je länger wir mit einer Entscheidung hadern, desto schwerer fällt es, sie zu treffen

Flache Hierarchien erleichtern Entscheidungen, auch wenn diese zwangsläufig auf Subjektivität prallen. Was immer wir tun oder eben nicht tun, betrifft nicht nur uns, sondern auch andere immer persönlich. Erhält ein Spieler zum Beispiel eine rote Karte, muss die Mannschaft mit einer Person weniger trotzdem dasselbe leisten. Nehmen wir Urlaub, brauchen wir im Büro eine Vertretung, damit nichts liegenbleibt. Unsere Entscheidungen beeinflussen immer unser Umfeld, ob wir das wollen oder nicht. Wir müssen Regeln umsetzen, ungeachtet der Konsequenzen. Das gilt für das Fußballspiel genauso wie für das Spielfeld „Büro“. Dr. Markus Merk beobachtete in seiner aktiven Laufbahn seine Umwelt deshalb ganz genau und hörte zu. Er sammelte gezielt Argumente für die nächste Entscheidung.

Wenn er sie traf, dann tat er es schnell, damit aus einer 1:1 Situation keine 1:5 Situation entstehen konnte. Wir alle kennen diese typischen Szenen einer Fußballübertragung: Der Schiedsrichter entscheidet etwas, ein Spieler hält mit seinen Argumenten dagegen. Nach und nach gesellen sich die Mannschaftskameraden dazu und innerhalb von Sekunden muss sich der Schiedsrichter nicht gegen Einen behaupten, sondern gleich gegen eine ganze Gruppe. Je länger wir mit einer Entscheidung hadern, desto schwerer fällt es uns, sie zu treffen. Schnelligkeit und die Identifikation mit der eigenen Sicht der Dinge beziehungsweise mit dem Produkt und dem Unternehmen verschafft uns in den Augen anderer Kompetenz, das weiß der ehemalige Schiedsrichter aus Erfahrung auf dem Rasen. Bis heute bleibt er seinen Top Five für den Erfolg treu – mit Erfolg.

Das Wichtigste jedoch hob sich Merk für das Ende seiner Keynote auf: Mit Kompetenz allein kommen wir noch lange nicht ans Ziel und sie kommt auch nicht von allein. Wir müssen sie uns hart erarbeiten, unsere Entscheidungen immer wieder und zielorientiert revidieren. Wie Churchill sagte: Es kann im Leben passieren, das wir hinfallen. Was also brauchen wir außer Kompetenz und Fachwissen noch, um ans Ziel zu kommen? Dr. Markus Merk weiß es genau. Wir müssen das Know-How auch zur richtigen Zeit abrufen können. Mit anderen Worten:

Wir müssen gut sein, wenn es drauf ankommt!