„Die digitale Transformation hat das Potenzial, eine neue Gesellschaft zu erschaffen“ – mit diesen starken Worten eröffneten Martin Nussbaumer, Head of Product Sales Austria & Switzerland und Josef Höckner, Chief Technology Officer, Fujitsu Austria mit ihrer Keynote „Human Centric Innovation – Driving Digital Transformation“ am Donnerstag die Fujitsu World Tour in Wien. Wie viel Kraft von der Digitalisierung tatsächlich ausgeht, bemerken wir, wenn wir uns nicht nur die Zukunft sondern auch die Vergangenheit anschauen. 

Die technische Entwicklung der letzten Jahre verlief in Wellen, berichteten Nussbaumer und Höckner. Auf das Internet und das mobile Internet folgt derzeit die dritte Welle mit dem Internet of Things (IoT). Die Grenzen zwischen der physischen und der digitalen Welt verblassen immer mehr und verschwinden vermutlich bald ganz. Die vierte Welle, künstliche Intelligenz und Roboter, steckt aktuell noch in den Kinderschuhen, wird uns jedoch auch in absehbarer Zeit „überrollen“. Bereits jetzt verbindet die Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) Menschen, Prozesse, Dinge und Informationen – wir nennen das „Human Centric Innovation“. Technologie treibt den fundamentalen Wandel in der Art, wie wir leben und arbeiten, voran. Eine Wahl lässt uns die Digitalisierung nicht, wir müssen darauf reagieren. Aber wie? Und was bedeutet „digital sein“ eigentlich?

Diese Frage beantworteten die Referenten mit einer klaren Aussage: Für jeden etwas anderes. Einige Firmen nutzen die Digitalisierung, um das Verhältnis zu ihren Kunden zu stärken, andere wählen einen digitalen Ansatz, um ihre Prozesse zu optimieren oder bauen vollkommen neue Geschäftsmodelle auf. Doch so unterschiedlich wie Unternehmen das Potenzial nutzen, so verschieden gestaltet sich auch die Geschwindigkeit mit der die Transformation in den einzelnen Branchen voran schreitet. Momentan liegen die Financial Services und die Retail-Branche an der Spitzenposition in der Umsetzung. Doch in einem sind sich die Geschäftsführer der Unternehmen einig: Die Digitalisierung bringt ein gewaltiges Potenzial mit sich.

Geld verdienen mit Offline-Hotels in einer sich digitalisierenden Welt

Das geht aus der Fujitsu Studie „Der digitale Drahtseilakt“ deutlich hervor. Auf die Frage, wer als Gewinner aus diesem Akt hervor gehen wird, fanden Höckner und Nussbaumer ebenfalls eine Antwort: Die Verbindungen zwischen dem Menschen und den Daten, aus denen wir immer wieder neue Einblicke und Ideen für weitere Innovationen generieren können. Auf diese Innovationen kam Nick SohnemannEuropas führender Experte im Bereich Trend- und Innovationsforschung, Future Candy, in seiner Keynote ebenfalls zu sprechen. Gemeinsam mit den Besuchern unternahm der Hamburger eine virtuelle Reise in das Jahr 2020 und unterstrich damit einmal mehr die Kraft der digitalen Transformation. Sie verändert das Kerngeschäft jedes Unternehmens und die Welt, in der wir in Zukunft leben. Gehen wir in Zukunft Essen, serviert uns kein Kellner sondern eine Drohne das bestellte Gericht. Wahlweise können wir uns die Leckereien auch einfach mit einem 3D-Drucker ausdrucken. Im Kino schauen wir nicht mehr auf eine Leinwand, sondern tauchen mit einer Datenbrille direkt in den Film ein und verändern aktiv die Erzählstruktur.

Übertragen auf den Bereich Marketing einer Firma erschließen sich mit diesen Technologien vollkommen neue Möglichkeiten. Um mehr über ein Produkt zu erfahren, könnte der Kunde es virtuell selbst herstellen – oder Alexa fragen. Die kleine Säule aus dem Hause Amazon hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich, wie Sohnemann auf der Bühne bewies. Der Minicomputer kann rechnen, Musik abspielen und Einkaufslisten schreiben, er erzählt sogar Witze. Auf den ersten Blick klingt das nicht einmal besonders spektakulär. Siri hat es vorgemacht, aber der durchschlagende Erfolg der unscheinbaren Säule gibt dem Trend Recht und schon bald soll „Alexa“ aufgerüstet werden. All diese Veränderungen verdeutlichen das Tempo, in der die digitale Transformation voranschreitet und dennoch sprechen die Medien von einem „verschlafen“ dieses Wandels, von einer „digitalen Schizophrenie“.

Wir begeistern uns zunehmend für Technik, dennoch fehlt uns der richtige Kurs im Datenmeer. Nick Sohnemanns Aussage deckt sich an dieser Stelle mit den Ergebnissen der Fujitsu Studie und die große Frage lautet: Wie kommen wir ans Ziel? Das gelingt uns vor allem, indem wir die Digitalisierung leben und uns öffnen für neue Ideen. Stellen Sie sich vor, wir könnten bei Organversagen einfach ein Ersatzorgan ausdrucken oder unter dem Motto „offline“ Geld verdienen. Was sich skurril anhört, gehört bereits zur Realität. Organe drucken können wir noch nicht, aber ein Offline-Hotel gibt es schon. Dort herrschen klare Regeln: Kein Networking, kein Internet, kein Smartphone und keine Arbeitsgespräche – ein Umstand, der verdeutlicht, wie weit wir auf dem Weg in eine digitalisierte Welt schon gekommen sind. Wann waren Sie das letzte Mal offline?